Donnerstag, 11. Februar 2010

Essay - Augenblicke in der Natur - Walkin´ im Schnee

Dick angezogen. Und raus. Meine guten Lowa schützen. Schneeverwehungen. Grau ist der Himmel. – 5°C. Sturm. Die Straßen glatt. Der Feldweg auch. Die Grasnarbe weist den Weg. Vorher: 3 Tage starker Regen. Unter dem Schnee ist, teilweise, Schlamm. Patsch!
Mein Laufen aus der Körpermitte. Keine Stöcke, kein Joggen. Minimalistische Konzentration auf´s Wesentliche. Intensives, körperbewusstes Laufen. Frei. Die Regeln setze ich. Atmung im Rhythmus der Affirmationen: „Meine Energien fließen“,
„Wärme ist in mir“, „Ich erreiche mein Ziel“. Sprichwörtlich. Kenne ja den Weg. Die Finger formen mit: Jin Shin Jyutsu. Fröhliche Vorstellung. Alles verschwimmt miteinander. Der Laufende läuft von selbst. Soweit die Füße tragen. Ich lasse los. Keine starke Steuerung mehr. Freie, intuitive Aufnahme und Weiterleitung. Lächeln.
Freiheit. Schneeverwehungen. Jetzt kommt die Sonne. Und wieder lächeln. Ich denke an die, die alles in eine Regel pressen müssen. Die aus Naturerlebnissen Zwangsjacken machen. Winddichte Kleidung – Plastik. Wasserdichte Jacken und Hosen – Plastik. UV-geschützte, beschichtete Vielfalt der Industrie. Sondermüll. Warum?
Wind läutert. Wasser reinigt und belebt. Die Sonne kräftigt und heilt.
Ich habe meine einfachen Klamotten an. Gut und zweckmäßig. Das Licht erreicht,
zusammen mit dem wirbelnden Wind, immer noch meine Gliedmaßen.
Meine selbstgemachte Creme (Salbe…), diesmal Modell „Winter“ enthält jetzt praktisch kein Wasser, sondern natürliche Fette, Öle und Bienenwachs. Lippen, Ohren, Augenlider und Hände sind geschützt. Den Rest erledigt mein Kraftwerk. Laufen mit Substanz. Eins mit dem wechselnden Untergrund. Einsinken bis zu den Waden. Wahlweise bis zum Knie. Dann Gamaschen.
Der Atem wird intensiver. Ich wechsele den Rhythmus. Bergauf. Schnee. Wind.
Kein Mensch zu sehen. Klarheit meines Augenblicks. Nichts trübt die Sicht.


Da! – Ein Freund. Der Apfelbaum spendete mir und den Pferden noch im Spätherbst
eine knackige Abwechslung. Nun schläft er.
Die Luft des Atlantiks schmeckt sauber. Der Schnee bildet bizarre Formationen; kleine Gebirge von hauchzarten Flöckchen. Kleine Nadeln pieksen meine Wangen. Jetzt leuchtet die Sonne.
Meine Augen strahlen. Ich strahle. Nur ich in diesem Augenblick. Ich werde getragen von einer Woge weißer Unendlichkeit.
Leicht und voller Freude. Ein glücklicher Moment.
Er währt lange.

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