Dienstag, 31. Mai 2011

essay Tautropfen



Das Glitzern nimmt kein Ende. Die Wiese lächelt mich an. 
Ein Gutenmorgengruß der frühlingshaften Art. So zart. Schimmernd. Sehnsüchte weckend. Ich möchte sie berühren. Ganz sanft. Mit ihnen spielen, sie liebkosen… - Doch sie vergehen. 
Tropfen hinab ohne Reue, weichen mir aus. Die Überbleibsel einer feucht-fröhlichen Nacht erquicken die Insekten, die Vögel und die, welche sie beherbergen: Die Pflanzen. Nie erschien mir ein Grün leidenschaftlicher, intensiver. Zahlreiche Perlchen erfreuen das Auge. Und die Sonne lacht durch die Reflektion mit. Die Pracht ist vergänglich. Alle wissen es. Spüren es. Wenn das Spiel der Nacht zu Ende ist, erkennbar durch die wärmenden Strahlen, wenn die Vögel ihr Bad genommen haben und die Insekten sich den Blütenkelchen zuwenden, wird es Zeit. Zeit loszulassen, Zeit zu gehen. Besser: Zu fließen. Ich hechte ins Haus. Packe die Kamera und erfasse die kleinen Gebilde in all Ihrer morgendlichen Vitalität. Das laue Lüftchen bringt meine kleinen Freunde zum Vibrieren, ja zum Tanzen. Meine Augen tanzen mit, sind durch die flirrende Vielfalt verwirrt. Auch die Kamera, so scheint es. Doch dann, in einem Moment, einem Hauch von Gelassenheit, gelingt´s. 
So bleiben sie mir erhalten.