Freitag, 22. Oktober 2010

Rätselhaftes Bienensterben?

Ich glaube, nein, ich bin überzeugt davon, dass ein Bienensterben für jene, die mit allen Mitteln
versuchen, die Natur zu kopieren bzw. das Naturrezept der Schöpfung und Entwicklung umzuschreiben, kein RÄTSEL ist, sondern die Folge eines sorglosen und profitorientierten
Umgangs mit eben dieser Natur, von der wir immer abhängig sein werden.
Sog. wissenschaftliche Ergebnisse werden unterdrückt, die Mainstream-Medien interessiert es erst gar nicht, denn was sind schon Bienen in dieser Welt, wo Glamour, Hohlköpfe mit Parteibüchern und Geld regieren und es "Nachhaltigkeit" heißt, wenn einige Windräder die Landschaft nachhaltig verschandeln...
Ein Bericht des Kopp-Verlages, gut auf den Punkt gebracht, zeigt die Problematik:

Der rätselhafte Bienentod – eine unterschätzte Gefahr

Niki Vogt

Das Bienensterben bleibt ein großes wirtschaftliches und ökologisches Problem. Trotz zahlreicher wissenschaftlicher Erkenntnisse scheint ein wirkliches Umdenken jedoch noch nicht stattzufinden. Wirtschaftliches Kalkül oder Ignoranz: Die Ursachen sind nur schwer zu erklären.

Vielleicht ist es gerade die Erntezeit, die alljährlich dafür sorgt, dass ein Thema die Medien erreicht, das zwar seit Jahren diskutiert, aber noch immer nicht wirklich ernst genommen wird: das Bienensterben. Es ist wohl einer immer größer werdenden Entfremdung des Menschen von der Natur geschuldet, dass die Dramatik dieser Entwicklung nicht wirklich verstanden wird. Ob die Behauptung, Kinder glaubten, dass die Milch aus lila Kühen käme, nur ein populärer Irrtum sei, mag dahingestellt sein. Seit 1997 jedenfalls testet der Natursoziologe Rainer Brämer das Wissen von Schülern über die Natur. Die Kenntnis über Naturzusammenhänge, so das Ergebnis, nimmt jedenfalls kontinuierlich ab.

Das mangelnde Wissen einer Tiefkühl-, Dosen- und Fertiggerichte-Kultur führt womöglich auch dazu, dass das Bienensterben bisher hauptsächlich ein Thema für die Boulevardspalten darstellt. George Orwell meinte einmal sehr vorausschauend: »Bei wichtigen Themen gibt es immer Aspekte, die keiner erörtern möchte.« Das gilt auch für dieses beklemmende Naturphänomen. Auf Honig könne man auch verzichten, mag vielen zunächst durch den Kopf gehen. Das Desinteresse an Naturproblemen, so Brämer, hänge besonders bei Jugendlichen auch damit zusammen, dass »Erwachsene« das Thema Natur hauptsächlich mit Ge- oder Verboten belegen. In der Tat: Von Waldsterben bis zur globalen Klimakatastrophe ist das Problem der Umweltbelastung längst zum Thema der politisch korrekten Gutmenschen geworden. Insbesondere Jugendliche stellen auf Durchzug, um der allgegenwärtigen Betroffenheitskultur zu entkommen.

Wesentlich folgenreicher aber als eine mögliche globale Erwärmung der Erde wäre das Aussterben der Bienen. Der Koordinator der Arbeitsgemeinschaft Bienenforschung an der Universität Wien, Stefan Mandl, wies erst kürzlich noch einmal nachdrücklich auf die »Schlüsselrolle der Honigbiene in unserem Ökosystem« hin: »Die Biene leistet auf der Erde 80 Prozent der Gesamtbestäubungsleistung. Ohne sie hätten wir keine blühenden Wiesen, keine Obstproduktion, keine pflanzlichen Öle aus Sonnenblume, Raps oder Kürbis.« Zudem seien Bienen eine wichtige Nahrung, vor allem für Singvögel. Die Endprodukte, von Honig bis zu Propolistropfen, so Mandl, wirkten sich positiv auf die Gesundheit des Menschen und damit auch auf die Volkswirtschaft aus.
Erst vor drei Jahren wurde das Problem des Bienensterbens einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Im Frühjahr 2007 musste man in den USA mit Erschrecken feststellen, dass 70 Prozent der Bienenpopulation des Vorjahres verschwunden waren. Man nannte das Phänomen »Colony Collaps Disorder«. Festzustellen war ein scheinbar grundloser Zusammenbruch der Völker ohne jede vorhergehende Symptomatik. Die erwachsenen Bienen verlassen den Bienenstaat, um zu sterben. Sehr früh hatte man als Ursache für dieses Sterben die Auswirkungen der Gentechnik in der Landwirtschaft auf dem Zettel. Der Anteil an genmanipuliertem Bt-Mais war in den USA besonders hoch. Die Bienen lagern den Maispollen als Winterfutter ein. Ein Forschungsprojekt der Universität Jena aus den Jahren 2001 bis 2004 bescheinigte zwar die »Unbedenklichkeit« des Genmaises für die Bienen. Gleichzeitig wurden aber auch bedenkliche Ergebnisse zutage gefördert.

Bei einem Freilandversuch im Rahmen des Projektes wurden die Bienenvölker zufällig mit Parasiten (Mikrosporidien) befallen. Dieser Befall, so heißt es in dem Bericht, »führte bei den Bt-gefütterten Völkern ebenso wie bei den Völkern, die mit Pollen ohne Bt-Toxin gefüttert wurden, zu einer Abnahme der Zahl an Bienen und in deren Folge zu einer verringerten Brutaufzucht. Dieser Effekt war bei den Bt-gefütterten Völkern signifikant stärker.« Zur Begründung hieß es in dem Bericht: »Die signifikanten Unterschiede sprechen für eine Wechselwirkung von Toxin und Pathogen auf die Epithelzellen des Darms der Honigbiene. Der zugrunde liegende Wirkungsmechanismus ist unbekannt.« Das bedeutet auf Deutsch: Das Bt-Gift im Maispollen hat den Darm der Bienen so verändert, dass sie anfälliger für Parasiten wurden. Es dürfte nicht zuletzt der äußerst aktiven Lobbyarbeit von Firmen wie dem Saatguthersteller Monsanto zu »verdanken« sein, dass diese besorgniserregenden Ergebnisse nicht zu einem Stopp des Anbaus von genmanipulierten Pflanzen geführt haben.

Neben den Auswirkungen gentechnisch veränderten Pflanzenmaterials sind bereits auch andere Ursachen als Möglichkeit benannt worden. Womöglich laufen die verschiedenen Schädigungen auch zu einem multikausalen Ursachenkonglomerat zusammen. Wenn die Gentechnik-Lobby auf der Internetseite TransGen beispielsweise beruhigend feststellt, dass genmanipulierter Mais einer gesunden Bienenpopulation nicht schade, müssten aber gleichzeitig die anderen schädigenden Faktoren benannt werden: So wird der breitgefächerte Einsatz von Pestiziden die Bienenvölker ohne Zweifel schwächen. Im Jahre 2008 gab es in Deutschland durch den Einsatz von Neonicotinoiden, das sind Nervengifte zur Maisbeizung, massive Bienenverluste. 12.500 Bienenvölker waren betroffen. Während dieses Gift in Deutschland in diesem Jahr deshalb keine Zulassung mehr erhielt, kam es in Österreich nicht zu einem Verbot.

Weiterhin gibt es Theorien, die einen Krankheitserreger vermuten, die Varroamilbe wird ebenfalls als verantwortlich benannt. Monokulturen schwächen das ökologische Gleichgewicht. Und schließlich stellte die Universität Koblenz-Landau einen Zusammenhang zwischen der elektromagnetischen Strahlung des Mobilfunks und dem Verhalten der Bienen auf. Ob hier tatsächlich eine direkte Ursache für das Bienensterben besteht, ist weiterhin offen. Tatsache ist aber, dass die nützlichen Insekten vielfältigen Schädigungen ausgesetzt sind.

Und obwohl offiziell keine »Schuldigen« benannt werden und das Problem Bienensterben nicht als generelle Gefahr dargestellt wird, steckt selbst die Europäische Union inzwischen 32 Millionen Euro in die Bekämpfung des Bienensterbens. Die EU-Kommission stellt nicht nur eine wirtschaftliche Notlage der Bienenzüchter fest, sondern auch eine Bedrohung der biologischen Vielfalt. Besonders betroffen seien Frankreich und Spanien, die zusammen mehr als ein Viertel der EU-Bienenbestände halten. EU-Umweltkommissar Janez Potocnik mahnt gar zu einem »radikalen Wechsel« unseres Lebensstils und den Produktionsmethoden unserer Landwirtschaft. Aufgeschreckt dürfte die EU-Kommission auch durch eine jüngst veröffentlichte Studie der British Ecological Society worden sein, die beim Jahrestreffen an der Universität von Leeds vorgestellt worden war. Die Experten hatten die Verhältnisse in Indien untersucht, das mit jährlich 7,5 Millionen Tonnen Gemüseproduktion weltweit hinter China den zweiten Platz in diesem Marktsegment einnimmt. Das Ergebnis: Der Rückgang der Insektenpopulation führe bereits jetzt zu einer ernsthaften Bedrohung der Produktion. Bienen, so das Urteil der britischen Studie, seien ein echter Wirtschaftsfaktor. Berechne man die finanzielle Leistung der Bestäuberinsekten, so käme man auf 224 Milliarden US-Dollar jährlich.

Ob solche Zahlen Firmen wie Monsanto beeindrucken, bleibt fraglich. Die Umweltschutzorganisation mutmaßt, dass es im Zuge einer Gen-Diktatur um durchaus größere Summen ginge. Monsanto, so der Vorwurf, wolle die weltweite Nahrungsversorgung kontrollieren. Da Genveränderungen über Bestäubung gleichsam unfreiwillig auf andere Pflanzen übertragen werden, würde künftig eine Kontrolle der Bauern viel Geld in die Kassen spülen. Die Bauern können nicht einmal ahnen, ob und wo auf ihrem Boden Pflanzen zu finden sein werden, die die patentierten Gene in sich tragen.

Pflanzen, in denen solche Genpatente nachweisbar sind, sind kostenpflichtig.
In den Vereinigten Staaten sind viele solcher Prozesse zugunsten der gentechnischen Hersteller und gegen die ahnungslosen Farmer entschieden worden.

Bereits im Jahre 2006 soll Monsanto zehn Millionen Dollar zur Überwachung ausgegeben haben. In Indien hatte es bei Bauern, die auf dieser Geschäftsgrundlage bei der Baumwollproduktion zur Kasse gebeten werden sollten, deshalb schon Proteste gegeben. Dass all dies vorläufig ohne den Einsatz von Bienen nicht möglich ist, müsste auch den Konzernzentralen klar sein.
Welche Pläne in den Schubladen liegen, ist ungewiss. Das Ganze ist inzwischen Stoff für einen Thriller aus der Feder eines Michael Crichtons oder Frank Schätzings – eine spannende Vorstellung, wenn die Bedrohung nicht so real wäre.