Dienstag, 27. März 2012

essay Osterglocken

Ralf Wendling 
Essay 
Augenblicke in der Natur 
Osterglocken 

Sie läuten Ostern ein. Haha. Ein bonmot? Vielleicht. Altbekanntes Wissen vermengt mit neuen Erkenntnissen. Ich habe es leicht. Ich spüre das Läuten um mich herum. Die Glocken nicken in ihrer Selbstgefälligkeit mit. Kommen empor, werden besucht. Spenden. Geben und nehmen. Dann schneller Rückzug. Narziß! Narzissen. Der Kalender gibt die Richtung vor. Menschliches Wissen. Herrschaft des Wissens und der Macht. Die Osterglocke macht, was sie will. Zwiebel in der Erde, Sonne drauf. Erwachen. Schön den Regen sammeln. Jetzt die Insekten erwarten. Antreten zum Füttern. Ich bestimme! Ausgehungert vom Winter. Gierig. Breites, wohlgeformtes Mundwerk reckt sich dem Stachel entgegen. Die Farbe leuchtet. „Willkommen! Sei mein Gast“. Der Mensch sitzt davor und staunt. Zahlt die Biene? Ein Narziß verlangt keine Bezahlung. Genugtuung. Erfolg. Ja, seht her, ich bin! Kostenlose Speisung. Etwas nehmen sie mit. Bestäubung. Arterhaltung. Verwilderung? Keine Gleichmacherei. Verschiedene Osterglocken. Verschiedene Insekten. Das Los der Natur. Lose, losgelöste Natur. Erwacht zu Ostern. Die Kirchenglocken läuten. Ihr Getöse, je nach Konfession, läutet den Sonntag ein. Oder aus. Prozession in gelb. Farbe der Uneinheitlichkeit, der Randgruppen und auch der bejahenden Lebendigkeit. Sind Osterglocken Narzissen? Im Wortsinne? Oder ist der Narziß eine Glocke? Kurz geschwungen mit voller Lautstärke und dröhnendem Klang? Seht her – ich bin. Schweigen.

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